Debakel internationaler Fernverkehr
Wenn es um den internationalen Fernverkehr geht, dann ist die EU schuld. Das Netz wird immer dünner. Als Begründung haben die ÖBB und ihr Hauptpartner DB eine Standarderklärung parat, nämlich die EU-Richtlinien.
Das ist praktisch, weil es jedes eigene Versagen in das Brüssel-Nirvana verschiebt. Dass die tschechische CD mittlerweile gut die Hälfte des Fernverkehrs zwischen Graz und Wien betreibt, irritiert bei den ÖBB niemanden.
Besonders arg geht es bei den Nachtzügen zu, die einen aussterbende Gattung sind. Vielleicht könnte auch eine Ursache sein, dass das Hotelzugkonzept von vorne herein Schwachsinn war. Früher kostete ein Liegewagenplatz eine geringes Aufgeld von 180 Schilling (nicht Euro!). Dann kamen die angeblichen Luxuszüge, für die eine Miniabteil, in dem man weder sitzen noch stehen kann und in dem nicht einmal Platz für einen normalen Koffer ist, 80 Euro pro Person kostet. Bei zwei Personen: Wer würde für so ein Abteil in klaustrophobischer Enge in irgendeinem Hotel 160 Euro für ein Zweibettzimmer zahlen? Und die 160 Euro sind zusätzlich zum Fahrpreis zu zahlen.
Als Folge waren die Züge schlecht ausgelastet. Dann wurden Verbindungen gestrichen, umgeleitet und wieder angesetzt. Das betrifft Hauptverbindungen, wie etwa jene von Wien nach Venedig oder Wien nach Köln und Dortmund. Beide Verbindungen wurden durch schlechtes Management ruiniert. Nach Venedig fuhr jahrelang kein einziger Tagzug und der Nachtzug braucht statt sieben noch immer zwölf Stunden, weil er über Salzburg fährt und eineinhalb Stunden auf einem Abstellgleis steht.
Die Strecke Wien – Köln – Dortmund war früher einmal die durchgehende Direktverbindung nach Amsterdam und Brüssel. Dann wurde umgemodelt auf Dortmund – Düsseldorf – Duisburg. Irgendwann fuhr er nur mehr bis Köln, dann nicht mehr jeden Tag, später wurde er für längere Zeit überhaupt eingestellt. Derzeit fährt der Zug wieder bis Dortmund. Letztendlich haben die Fahrgäste sich daran gewöhnt, dass da vermutlich kein Zug fährt, und wenn dann ist es zu mühsam sich etwas dazu zu überlegen.
Den grandiosen Ausweg aus dem Chaos präsentierte Obermanager Kern im Oktober 2015: Die ÖBB planen in den Fernbusverkehr einzusteigen. Die ÖBB beabsichtigen also, ihren eigenen vom Staat bezuschussten Bahnverkehr durch Billigbuslinien zu konkurrenzieren.
Es wird Zeit, dass Kern endlich Minister wird. Qualifiziert hat er sich schon reichlich.