Westbahn - Die Karikatur eines Bahnunternehmens
Die marode Konkurrenz zur ÖBB,
die Westbahn. Das Management murkst, die Eigentümer verbreiten Durchhalteparolen und das Publikum bleibt weg.
Die Westbahn ist ein Unternehmen, das wohl nichts mehr wird. Verluste seit Anbeginn, weit hinter den Prognosen zurückbleibende Fahrgastzahlen und trübe Aussichten kennzeichnen die Firma von Hans Peter Haselsteiner, dessen Baufirma sich nach Milliardenaufträgen durch die ÖBB ein paar Züge leistet.
Die Schweizerische Investorengruppe hat sich bereits verabschiedet, die französische SNCF ihren Anteil am Unternehmen reduziert und Onkel Haselsteiner die Anteile aufgekauft.
Expandiert wird nur bei immer neuen "west" Vermarktungsschienen abseits des Bahnbetriebes. Nach Westbahn kam Westbus, dann Westtravel. Man merkt, das Management fährt nicht Bahn, sondern reist mit dem Auto oder dem Flugzeug. Billiger wird es mit einer Mitgliedschaft bei ÖAMTC und ARBÖ, aber auch mit Flugmeilen der Lufthansa.
Kein Bahnhof bei der Westbahn
Die Westbahn leistet sich keinen Fahrkartenschalter, nicht einmal in Wien. Bisher wurde das damit begründet, dass ohne Aufpreis im Zug gezahlt werden konnte. Jetzt gibt es einen Aufpreis, Fahrkartenschalter noch immer keinen.
Da bei der Westbahn ganz gewiefte Marketingstrategen werken, heißt der Aufpreis nicht Aufpreis, sondern "Rabatt bei Onlinebuchung".
Mindestens genauso gefinkelt ist die Buchung über Trafiknet. Das sind Tabaktrafiken, die auch Fahrkarten verkaufen. Das Trafiknet war schon für die ÖBB ein Rohrkrepierer und wird dort nicht mehr beworben.
Gleichzeitig mit dem neuen Radmitnahmetarif der ÖBB hat natürlich auch die Westbahn hier ein ungeheures Abschöpfpotential entdeckt (acht Fahrradabstellplätze pro Zug bei 13 Zügen pro Fahrtrichtung, das sind 208 theoretische Einnahmen pro Tag). Bisher waren einheitlich 5€ zu zahlen, auch ohne Reservierung. Seit heuer kostet das Rad nur dann 5€, wenn der unglückliche Besitzer die Fahrkarte vorher kauft. Bei Kauf im Zug sind 10€ zu berappen.
Folglich fährt der ahnungslose Radbesitzer auf dem Weg von Wien nach St. Pölten zum Bahnhof und steigt fröhlich in den Westbahn-Zug. Dann legt er oder sie locker 6,90 für sich selbst und 10€ für das Rad hin und fühlt sich bestens. Genauso wird das ablaufen.
Aber ist die Westbahn überhaupt ein Bahnunternehmen?
Jede Streckenerweiterung wird bis jetzt mit Bussen betrieben. Das sind durchaus Strecken, auf denen Geleise verlegt sind. Vielleicht sollte man Haselsteiners Truppe mal sagen, dass von Prag nach Linz bzw. Graz bereits im 19. Jahrhundert eine Eisenbahn fuhr. Und sie fährt immer noch. Ähnliches gilt für Wien - Klagenfurt. Das beweist der Fahrplan der ÖBB. Zweifelsohne: Schienen, Signale, Waggons und eine Lokomotive. Das heißt dann Zug und wird von einem Bahnunternehmen betrieben.
Jüngster Coup aus Haselsteiners Kaderschmiede ist die Verbindung Wien - München: Wien - Salzburg mit der Westbahn, Salzburg - München mit dem Bus. Annähernd zwei Millionen EinwohnerInnen an jedem Ende reichen der Westbahn nicht, ein paar Waggons auf die Strecke zu schicken.
Das Ganze gibt es "ab 19€" und "bis zu 2 mal täglich". Das wird ein Renner. Jetzt muß ich beim Hinfahren bloß eine Trafik finden, die beim Trafiknet ist (die am Westbahnhof ist es nicht), und bei der Rückfahrt steige ich dann endgültig in die ÖBB um.